
„Analoge und digitale Welt miteinander verbinden“ – Nachlese zur 7. Fachtagung Kita- und Schulverpflegung
Am 4. November 2025 fand die 7. Fachtagung Kita- und Schulverpflegung im Rahmen der ISS GUT! Fachmesse für Gastgewerbe und Ernährungshandwerk in Leipzig mit rund 180 Teilnehmenden statt. Die Veranstaltung widmete sich ganz der Frage, wie digitale Technologien den Kita-Alltag, den Unterricht, die Küchenpraxis, die Ernährung und Essgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen bisher und in Zukunft verändern.
Gemeinsam mit der Leipziger Messe lud die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Sachsen alle Akteure und Entscheider ein, sich im Plenum, in Foren und im Rahmen einer begleitenden Ausstellung zu informieren, gelungene Praxisbeispiele einzuholen oder einfach den Raum zum Erfahrungs-austausch zu nutzen.
Nicht alle Fragen ließen sich vor Ort klären, doch die Beiträge der Referentinnen und Referenten sowie der Gesprächsteilnehmenden legen den Schluss nahe, dass auch in der Kita- und Schulverpflegung gemeinsam die Herausforderungen der Digitalisierung angegangen und zugleich die Chancen genutzt werden sollten. Denn ansonsten „rast KI wie eine Rakete an uns vorbei“, wie Sarah Schocke es in ihrem Impulsvortrag veranschaulichte.
Begrüßungsdialog
Die Gäste wurden im Congress Center Leipzig durch Ulrike Lange, Projektdirektorin der Leipziger Messe GmbH, und Stephan Koesling, Geschäftsführer der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung, begrüßt. Durch das Programm führte Yvonne Oswald.
Ulrike Lange brachte ihre Freude zur sehr guten Resonanz der ISS Gut! sowie der zahlreichen Teilnahme an der Fachtagung zum Ausdruck, denn der direkte Austausch zwischen Tagungsgästen ist so wertvoll. Nicht nur bei der Fachtagung ging es um Digitalisierung, sondern auch auf der Messe standen neben Nachhaltigkeit und regionalen Produkten KI und Digitalisierung im Fokus.
Stephan Koesling betonte, wie wichtig es sei, die Herausforderungen der Digitalisierung anzugehen und sie z. B. als Chance zur Förderung der Gesundheits- und Ernährungskompetenzen bei Kindern und Jugendlichen zu sehen. Zudem wies er darauf hin, dass neben Ernährungsbildung auch strukturelle Veränderungen eine wichtige Rolle in der Prävention spielen. Andere Länder machen es vor – Zuckersteuer in Norwegen, Werbeverbot für als ungesund eingestufte Lebensmittel im Fernsehen bis 21 Uhr und im Internet in Großbritannien.

Staatsministerin Petra Köpping, Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, überbrachte ihr Grußwort mittels Videobotschaft. Neben ihrem Dank an alle Akteure der Kita- und Schulverpflegung für ihre engagierte Arbeit zeigte sie Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung auf: „Digitale Tools sind heute schon fast eine Selbstverständlichkeit – sei es zur Beschaffung von Lebensmitteln insbesondere mit Blick auf ihre regionale Herkunft oder sei es bei der Essensbestellung von Eltern mittels Apps oder bei der Gestaltung von Entscheidungsabläufen vor Ort. Wo die Digitalisierung Licht bringt, ist aber oft auch ein Schatten. Instagram, YouTube, Tik Tok und Co – diese Plattformen sind Alltag junger Menschen und prägen ihren Umgang mit Ernährung oft mehr als Eltern wissen“, so die Staatsministerin.

Fachvortrag
Einen fachlichen Einstieg zum Einfluss von digitalen Technologien auf die Ernährungsgewohnheiten und -kompetenzen von Kindern und Jugendlichen gab die Ernährungsexpertin und Bestseller-Autorin Sarah Schocke mit ihrem Vortrag „Zwischen Likes & Lunchpaket. Wie Kinder heute essen lernen – und warum wir Ernährungskompetenz neu denken müssen.“
Die Expertin skizzierte zu Beginn die Ausgangslage in Deutschland. Demnach haben 46 % der 6- bis 13-Jährigen ein eigenes Smartphone, 2006 hatten sie auch „ein Phone, aber das war nicht smart“, so Sarah Schocke. Sie lernen Ernährung auf TikTok, YouTube, von Influencer*innen – bestimmt von Algorithmen. Sie wachsen auf zwischen Fake und Fakt. Fast 10 % der 6- bis 13-Jährigen verwenden sogar KI und z. B. weniger als 10 % der Lehrkräfte in Hessen haben eine KI-Fortbildung gemacht. Wie sollen Kinder Erwachsene ernst nehmen, wenn sie ihre digitale Welt nicht kennen, und wie soll Ernährungskompetenz vermittelt werden, wenn nur analog gedacht wird?
„Wir benötigen Menschen, die zwischen KI und Kürbis vermitteln können und die die analoge mit der digitalen Welt verbinden“, so Sarah Schocke. Als Beispiel nennt sie Niko Kappe, ein Grundschullehrer und TikToker, der Fake-Videos aufdeckt und Zusammenhänge erklärt. Er zeigt auch manchmal seine TikTok-Videos im Unterricht. Danach verteilt er Arbeitsblätter, die die Schüler tiefer in das Thema einführen sollen, denn ganz ohne die klassischen Methoden geht es noch nicht.
„Wir müssen weg vom Einklang (Ernährungspyramide) hin zu einem Dreiklang: Geschmackskompetenz, Ernährungskompetenz und digitale Kompetenz.“
Sarah Schocke, Ökotrophologin

Die Mittagspause ermöglichte zwischen den beiden Forenrunden einen lockeren Austausch, z. B. bei köstlichen Wraps und fruchtigem Dessert oder in der begleitenden Ausstellung. Hier hatte die Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung gemeinsam mit der Vernetzungsstelle einen Stand, wo neben verschiedenen Materialien für Kita und Schule auch das aktuelle Positionspapier „Teilhabe aller Kinder an Mittagsverpflegung in sächsischen Kitas sichern!“ zu finden war.

Foren
In den fünf Foren wurde das Thema „Digitalisierung in der Kita- und Schulverpflegung“ in verschiedenen Facetten aufgegriffen – von digitalen Qualitätsmanagement-Tools Unser Schulessen/ Unser Kitaessen und digitalen Tools zur Ernährungsbildung & gesunden Auswahl bei der Mittagsverpflegung, über regionalisierte Saisonkalender und Großküchenanzeigen bis hin zu KPIs (Key Performance Indicators) zur Optimierung von Küchenprozessen und Kochrobotern. Alle Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich in zwei von fünf Foren mit Experten und Praxisvertretern auszutauschen:
In Forum 1 Einfach gesund wählen! wurde ein Kita-Informationsportal zur gesunden Auswahl in der Mittagsverpflegung vorgestellt, das bildhaft die Empfehlungen des DGE-Qualitätsstandards beschreibt, anhand von Beispielplänen erläutert, wie die Speiseauswahl bestmöglich gestaltet werden kann und an welchen Rahmenbedingungen die Kita für eine dauerhafte gesunde Speisenauswahl arbeiten kann.
Forum 2 informierte die Teilnehmenden über die wichtigsten Funktionalitäten des digitalen Qualitätsmanagementtools Unser Schulessen/Unser Kitaessen. Beide Arbeitsinstrumente unterstützen die Kommunikations- und Entscheidungsprozesse in den Einrichtungen und ermöglichen eine individuelle Qualitätssicherung und -entwicklung der Verpflegung unter Einbeziehung der Kita- und Schulgemeinschaften. Neben Wissenswertem über das Tool konnte dieses über den Schnellstart mit Minicheck im Forum gleich praktisch ausprobiert werden. Im Dialog mit Praxisvertretern und den Teilnehmenden wurden Herausforderungen bei Trägern, Speiseanbietern sowie Schulen und Kitas beim Thema Verpflegung erörtert.

Im Forum 3 stand digitales und analoges Handwerkszeug für mehr Regionalität auf dem Teller in Kita und Schule im Fokus. Es wurde das Informations-Tool Regionales.Sachsen.de vorgestellt, welches das heimische Angebot von Lebensmitteln und Gartenbauerzeugnissen abbildet. Darüber hinaus lernten die Forumsteilnehmenden den Regionalisierten Saisonkalender und den Großküchenanzeiger vom Hybriden Foodhub Leipzig sowie das kostenfreie Küchentraining des sächsischen Projekts Stadt-Land-Küche kennen.
Digitale Tools können auch Teil der Ernährungsbildung im Unterricht oder der Ganztagsbetreuung sein, wie das Forum 4 zeigte. Die niedrigschwelligen und selbsterklärenden E-Learning Tools Learningapps, Learningsnacks, Mentimeter, Slido oder Kahoot fördern interaktives Lernen zu vielfältigen Themen im Unterricht. Darüber hinaus erfolgte ein Einblick in die digitale Lernausstellung THINK FOOD–THINK FUTURE©, welche nachhaltige Ernährung und Schulverpflegung verknüpft und innovativ aufbereitet. Im Forum wurden Gelingensfaktoren und Herausforderungen diskutiert, wie z. B. Medienkompetenzen, rechtliche und technische Rahmenbedingungen, zeitliche Ressourcen oder Elternkommunikation.
Welchen Wandel Küchenprozesse durch Robotik und Digitalisierung in der Kita- und Schulverpflegung erfahren, zeigte Forum 5 auf. Mit den Teilnehmenden wurde erarbeitet, wie sich Personalengpässe, Lebensmittelverschwendung und hohe Qualitätsansprüche in Kitas und Schulen mittels Digitalisierung lösen lassen. GoodBytz zeigte mit seinen automatisierten Kochrobotern, die schon in Studentenwerken und Krankenhäusern zum Einsatz kommen, wie durch moderne Technologie frisches, vitaminreiches und allergenfreundliches Essen auch ohne ausgebildeten Koch möglich gemacht werden kann. Eine Innovation, die in Zukunft vielleicht auch in Schulen Einzug hält. Green Guides stellte vor, wie KPIs zur Optimierung der Küchenprozesse führen und damit Produktion und Planung verbessert werden sowie Lebensmittelabfälle reduziert werden können.
Die Forumsleiter*innen rundeten das Programm im gemeinsamen Abschluss durch Statements und Blitzlichter aus den Foren ab:
„Sichtbarkeit der Angebote!“
„Alle an einen Tisch!“
„Anfangen, bevor man überholt wird!“

Wir bedanken uns bei der Leipziger Messe GmbH, bei allen Mitwirkenden und Gästen für die gelungene Fachtagung und freuen uns sehr, Sie im November 2027 erneut in Leipzig begrüßen zu dürfen.
Tipp: Alle Fotos vergrößern sich beim Anklicken.
Kontakt:
Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Sachsen
E-Mail: vernetzungsstelle@slfg.de