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Außenansicht © 2020visuz_Die_Baupiloten_Architektur

Der Weg zur Schulmensa mit Lernküche als Teil der „Gemeinsamen Mitte“ für das Quartier
Freie Montessorischule Huckepack

Weiterentwicklung durch Veränderung

Die Montessorischule wurde 1995 vom Huckepack e. V. gegründet und ist in dieser Zeit stetig gewachsen. Sie umfasst heute eine Grundschule mit Hort, eine Oberschule, eine Berufsschule mit zweijährigem Berufsvorbereitungsjahr für Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und ein Berufliches Gymnasium mit den Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaften sowie Gesundheit und Sozialwesen.

Durch die Weiterentwicklung des Vereins und der Montessorischule wurde schon seit einigen Jahren die Kapazitätsgrenze des Schulhauses erreicht, sodass beispielsweise das Berufliche Gymnasium 2013 an einen anderen Standort ziehen musste.

Zudem haben sich die Bedürfnisse und Anforderungen der Eltern sowie Schülerinnen und Schüler an das Verpflegungskonzept der Schule im Laufe der Zeit verändert.
Früher war der Speiseraum im Untergeschoss des Gebäudes gelegen, welcher nicht ausreichend Platz für alle Schülerinnen und Schüler zum Essen geboten hat. Die Schülerinnen und Schüler konnten zwischen zwei verschiedenen Mittagsmenüs wählen, welche von einem Speisenanbieter warm angeliefert und von einer Servicekraft ausgegeben wurden. Es herrschte reger Neid auf die eigene Küche im Montessori Kinderhaus, welche leider zu klein war, um die Schule mitzuversorgen. Die Art und Weise der Verpflegung in der Schule hatte aus Sicht der Eltern wenig mit einer Mensa als Lern- und Lebensraum gemeinsam, in der eine Atmosphäre zum Wohlfühlen vorherrscht und die ein Ort für Begegnung und Kommunikation ist. Zudem fehlte es der Schule an Gemeinschaftsräumen/-flächen in adäquater Größe, d. h. große und kleine Räume für Austausch, Kommunikation und gemeinschaftliche Veranstaltungen. Für die Schülerinnen und Schüler bestand nur die Möglichkeit im Rahmen der Cafeteria bei der Speisenzubereitung mitzuwirken. Dies sollte sich in Zukunft ändern!

„Silkes Küche für alle!“
(Schülerinnen & Schüler)

Schritt für Schritt zur nachhaltigen Schulmensa

Mit der Gründung der Ernährungsgruppe 2007, bestehend aus ca. 10 Eltern, begann der Traum einer nachhaltigen Mensa als Lern- und Lebensraum mit angrenzender Lernküche. Das übergeordnete Ziel war die Integration der Ernährung in den Schulalltag. Man war sich schnell einig, dass dazu das Verpflegungssystem umgestellt werden muss und die Schülerinnen und Schüler bei der Essensgestaltung und -zubereitung mit einbezogen werden sollen. Da ohne Ausbau der Räumlichkeiten keine eigene Schulküche möglich war, wurde zunächst die Ausgabe in Eigenregie der Schule übernommen und auf zwei Wahlmenüs von zwei verschiedenen Anbietern umgestellt, sodass die Schülerinnen und Schüler zwischen einem Standardmenü und einem Bio-Vollwertmenü wählen konnten. Durch diese positive Veränderung war es ihnen bereits möglich, ab und an im Rahmen des Wirtschaft-/Technik-/Haushalt-Unterrichtes in der Ausgabeküche mitzuarbeiten.

 

Das Angebot der Cafeteria wurde schrittweise ausgebaut, war aber bisher vorrangig nur für die Frühstücksversorgung der Pädagoginnen und Pädagogen und gelegentlich für Veranstaltungen ausgelegt.

Um am Hauptstandort der Montessorischule weiter wachsen zu können und den veränderten Bedürfnissen und Anforderungen der Eltern und Kinder gerecht zu werden, ist ein paar Jahre später die Idee eines Erweiterungsbaus – Gemeinsame Mitte – mit der Öffnung ins Quartier entstanden. Die Schule sollte ein Ort der Begegnung und Kommunikation werden und die Mensa in das Schulkonzept integriert werden. So konnte der Wunsch einer eigenen Schulküche mit angrenzender Lernküche und Cafeteria weiterverfolgt werden. Der Huckepack e. V. holte sich hierzu 2017 professionelle Unterstützung von einem Architekturbüro.

Ideenwerkstatt © nonconform

 

Ideenwerkstatt © nonconform

Ideenwerkstatt – Phase 0 der Bauplanung

Um die Hauptfragestellung „Was benötigt die Montessorischule Huckepack an räumlicher Kapazität und Inhalten, um ihre Schulmensa mit Lernküche zu schaffen?“ zu beantworten, musste zunächst herausgefunden werden, wie das Endergebnis sowohl räumlich als auch pädagogisch und organisatorisch genau aussehen soll. Gemeinsam mit Eltern, Schülerinnen und Schülern, Pädagoginnen und Pädagogen wurden Ideen generiert und verschiedene Konzepte erprobt.

Die Anforderungen an die einzelnen Bereiche Mensa, Schulküche, Anlieferung, Cafeteria etc. konkretisierten sich. Es wurde unter anderem beschlossen, dass die Mensa, die Schulküche und die Cafeteria im Erdgeschoss sein sollen und dass die Mensa über 140 Sitzplätze mit direktem Zugang zum Außenraum mit mobilem Mobiliar verfügen soll. Damit es genügend Platz für die Essenteilnehmenden gibt, soll auch die angrenzende Aula mit mobiler Einrichtung zum Essen dienen. Zudem soll die Essenszubereitung einsehbar sein und die Küche muss so konzipiert werden, dass ein Hauptessen (mit Variationen) und als Alternative ein Imbiss täglich zur Auswahl stehen.

Die Cafeteria soll als Schülerfirma eigenständig betrieben werden und zukünftig auch ein Angebot für die Bewohner des Quartieres bieten. Möglichst in räumlicher Nähe zur Mensa, Schulküche und Cafeteria soll eine Lernküche angeordnet werden. Dadurch sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, den Umgang mit Lebensmitteln hautnah zu erfahren, indem sie in der Küche bei der Zubereitung von Komponenten des Mittagsmenüs mitwirken und sich im Rahmen des Wirtschaft-/Technik-/Haushalt-Unterrichts in der Lernküche mit dem Thema Ernährung weiter auseinandersetzen.

Ausschreibung und weitere Bauplanung

2019 wurde das Projekt ausgeschrieben und ein Architektenwettbewerb fand statt. Der Wettbewerbssieger wurde der leitende Architekt der Bauplanungsphase und nach einer europaweiten Ausschreibung wurden Fachplaner beauftragt. Neben den Planern und dem Architekten hatte der Huckepack e. V. eine Kochsphären-Gruppe – bestehend aus Eltern, der Küchenleitung, Pädagogen und dem Geschäftsführer des Vereins – gegründet, die für die Küchenplanung im Detail verantwortlich war. Denn laut Harry Vahle, Geschäftsführer des Huckepack Vereins, werden die Dimensionen einer Küchenplanung von Architekten und anderen Fachplanern häufig unterschätzt. Die Kochsphären-Gruppe hatte Erfahrungen anderer Schulen mit eigener Küche gesammelt und akribisch ausgewertet, um die Fehler bei der Planung der eigenen Küche gering zu halten. Darüber hinaus wurde in einem Abstimmungsprozess das künftige Essensangebot bestimmt, um die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Küche festzulegen. Da im Kinderhaus des Vereins schon eine eigene Küche existierte, konnten diese Erfahrungen ebenfalls in die Planung mit einfließen.

Zur Ausführung des Baus fand sowohl eine Ausschreibung für die einzelnen Gewerke statt als auch eine Architektenausschreibung. Bei der Vergabe der Gewerke und des Architekten wurde der Huckepack e. V. durch die Auftragsvergabestelle Sachsen (ABSt) unterstützt. Laut Harry Vahle sollte bei der Vergabe der Gewerke bedacht werden, dass für den Bauprozess ein zuverlässiger Rohbauer und Elektriker sehr essenziell ist, da alle Folgegewerke davon abhängen. Zudem sollte man mehr Zeit einplanen als kalkuliert und Nachträge als Risikozuschlag. 2021 – ein Jahr nach der Finanzierungsbestätigung der Stadt – konnte der Bau starten.

Grundriss Mensa © designfunktion

 

Küchenausgabe © Firma Püschel

 

Die Finanzierung der „Gemeinsamen Mitte“

Die Finanzierung des Projekts war diffizil und hat von den Verantwortlichen viel Durchhaltevermögen erfordert. Normalerweise werden Schulküchen beim Bau nicht mitfinanziert, da die Küche der Montessorischule allerdings Bestandteil des Lehrkonzeptes ist, war eine Mitfinanzierung möglich. Über das Schulinfraprogramm Freistaat Sachsen konnten nur weniger als 50 % der Gesamtkosten des Neubaus abgedeckt werden, sodass der Rest durch Kredite, Förderer, Elternbeiträge und Spendenaktionen finanziert werden musste. Durch die Unterstützung von Aktion Mensch und eingeworbene Spenden konnte ein barrierefreier Kocharbeitsplatz in der Lernküche eingerichtet werden.

Ohne Unterstützung der Eltern und Fundraising – beispielsweise über eine eigene Spendenwebsite (www.zusammen-ziehen.de) und Sachspenden in Form von Fenstern – wäre die Finanzierung des Erweiterungsbaus nicht möglich gewesen.

Der Traum wird zur Wirklichkeit

Die Freie Montessorischule Huckepack in Dresden hat ihren Traum einer nachhaltigen Schulmensa mit Frischküche und angrenzender Lernküche sowie einem Schülercafé wahr werden lassen.

„Es war sehr viel Aufwand und hat viele Nerven gekostet, aber es hat sich gelohnt“, bekräftigt Harry Vahle, Geschäftsführer des Huckepack e. V.

Im Dezember 2023 konnten bereits das Berufliche Gymnasium, die Klassen 9 und 10 der Oberschule und die Fachkabinette in die oberen Geschosse des Neubaus einziehen. Die Lernküche und die Cafeteria werden voraussichtlich in der Osterwoche 2024 bezogen. Die Schulküche beginnt ihren Betrieb Mitte März 2024 und die Mensa folgt ebenfalls in der Osterwoche. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich schon sehr darauf, in der eigenen Küche mitarbeiten zu können und sich im Rahmen des Wirtschaft-/Technik-/Haushalt-Unterrichts in der Lernküche mit dem Thema Ernährung tiefgreifender auseinanderzusetzen. Die angrenzende Cafeteria soll zukünftig von der bestehenden Schülerfirma eigenständig betrieben werden und ein Angebot für die Bewohner des Quartiers bieten.

Eine Unterstützung des Huckepack Vereins bei seiner Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist in Form einer Spende auf der Spendenwebsite des Vereins www.zusammen-ziehen.de möglich.

Stand: 03/2024