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leckeres Obst und Gemüse © VNS/SLfG

Vom Mittagessen zur Vollverpflegung mit saisonal, regional und biologisch erzeugten Produkten
Kindertageseinrichtung mit Integration „Sonnenblume“

Die Ausgangslage

In der Kita Sonnenblume brachten die Eltern früher Frühstück und Vesper von zu Hause mit. Das Mittagessen lieferte ein externer Anbieter warm an und wurde von einer Ausgabekraft an die Kinder verteilt. Dieses System führte zu vielen Problemen:

  • Eltern vergaßen regelmäßig Brotdosen.
  • Kinder wurden neidisch auf das Essen der anderen.
  • Das Mittagessen war oft eintönig und wenig gesundheitsfördernd.
  • Viele Lebensmittel wurden weggeworfen.
  • Was es zu Mittag gab, legte der Anbieter fest.

Alle Beteiligten waren zunehmend unzufrieden. Die Kita entschied, die Verpflegung neu zu organisieren und dabei alle Beteiligten einzubeziehen.

Der Weg zur neuen Verpflegung

Alle – Kitaleitung, Erzieherinnen und Erzieher, Eltern und Kinder – wollten eine Veränderung. Gemeinsam gingen sie den Prozess in mehreren Schritten an:

1. Austausch im Team und mit den Eltern: In intensiven Gesprächen sammelten sie die Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten.

2. Elternbefragung: Ein Fragebogen ermittelte konkrete Wünsche. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Vollverpflegung für alle Kinder
  • Flexibler Speiseplan mit mehr Abwechslung
  • Mehr regionale und biologische Lebensmittel

3. Neue Ausschreibung der Verpflegung: Die Kita setzte klare Qualitätskriterien, darunter 50 % Bio-Anteil bei den Mittagskomponenten und Vollverpflegung. Nur wenige Anbieter erfüllten diese hohen Ansprüche.

4. Neuer Anbieter und neues System: Vergeben wurde die Kitaverpflegung an einen Speisenanbieter mit dem Verpflegungssystem „Cook & Freeze“.  Hier wird das Essen schockgefrostet und vor Ort frisch regeneriert. Dieses System bringt viele Vorteile:

  • Weniger Managementaufwand für das Küchenteam
  • Weniger Küchengeräte nötig
  • Flexiblere Zubereitung direkt bei Bedarf
  • Frische und flexible Anpassung der Essenszahlen und -zeiten

5. Zusätzlich beauftragte die Kita eine Dienstleistungsfirma für das Küchenpersonal und führte ein Online-Bestellsystem ein, das flexible Speisepläne und individuelle Portionsgrößen ermöglicht.

Wie die Kinder den Speiseplan mitbestimmen

In der Kita „Sonnenblume“ bestimmen die Kinder mit, was es zu essen gibt. So funktioniert es:

Vier-Wochen-Speisepläne: Jede der vier Kita-Gruppen entwickelt jeweils einen eigenen Vier-Wochen-Speiseplan für Frühstück, Mittagessen und Vesper. Die Wünsche der Kinder werden, soweit es geht, berücksichtigt. Das pädagogische Fachpersonal achtet allerdings darauf, dass sich im Speiseplan nicht zu viele Süßspeisen und Fleischgerichte finden.

Feedback nach dem Essen: Nach jeder Mahlzeit geben die Kinder per Handzeichen Rückmeldung. Das Team passt den Speiseplan entsprechend an. Bleibt viel übrig, fragen die Erziehenden nach, welche Bestandteile den Kindern nicht schmeckten, und ersetzen diese, z. B. Senfsauce gegen Kräutersauce.

Manchmal packen die Kinder mit an: Die Kinder helfen im kitaeigenen Kräuter- und Gemüsegarten, pflanzen und pflegen eigenständig. Zu besonderen Anlässen backen sie gemeinsam und bereiten gelegentlich das Frühstück für die gesamte Kita zu.

Speiseplan Mittagessen © Kita Sonnenblume

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Die Umstellung der Verpflegung war notwendig, aber nicht ohne Herausforderungen. Folgende Empfehlungen gibt das Kita-Team allen, die ein ähnliches Projekt umsetzen wollen:

1. Ausreichend Zeit einplanen: Der größte Teil des Aufwands (ca. 70 %) floss in die Vorbereitung: Bedarfsanalyse, Marktrecherche und die rechtlichen Vorgaben der Ausschreibung (Vergaberecht). Der Träger empfiehlt, bei der Vorbereitung alles im Vier-Augen-Prinzip zu prüfen und rechtliche Unterstützung hinzuzuziehen.

2. Gründliche Recherche: Eine unzureichende Auseinandersetzung mit dem neuen Verpflegungssystem führte dazu, dass die Kita-Küche unerwartet viel umgebaut werden musste. Das verzögerte den Start der Vollverpflegung um einen Monat.

 

3. Einbindung des Teams: Wären die Verantwortlichkeiten von Anfang an klar verteilt gewesen und das gesamte Team frühzeitig eingebunden worden, hätte das den gesamten Prozess erleichtert.

Erfolgsfaktoren:
  • Alle Beteiligten unterstützten die Lösung.
  • Die Eltern wurden früh eingebunden.
  • Die Kitaleitung legte großen Wert auf gesundes und abwechslungsreiches Essen.

Trotz der Herausforderungen lohnte sich die Umstellung: Die Kinder erhalten jetzt abwechslungsreiche und gesunde Mahlzeiten, es gibt weniger Reste und die Kinder wirken aktiv bei der Speiseplanung mit.

Stand: 11/2024