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Das Team der Schülerfirma mit selbstgebackenen Brötchen ©Oberschule Lengenfeld

Von Instantsuppen aus dem Automaten zur Schülerfirma mit selbstgebackenen Brötchen
Oberschule "Gotthold Ephraim Lessing" in Lengenfeld

Die Idee

Für die Pausenverpflegung der Oberschule „G. E. Lessing“ Lengenfeld standen lange Zeit nur Automaten mit süßen Getränken und Instantsuppen zur Verfügung sowie das Angebot vom Bäcker nebenan. Die Automaten sollten weg, aber was dann?

Die Schule schaffte Trinkwasserspender an, die mittlerweile sehr gut angenommen werden. Zusätzlich entstand die Idee, eine Schülerfirma zu gründen, die ein Frühstücksangebot für die Mitschülerinnen und Mitschüler produzieren und verkaufen kann.

Erste Schritte auf dem Weg zur Schülerfirma

Zur Gründung einer Schülerfirma müssen zunächst viele Vorbereitungen getroffen werden, für die nicht weniger als ein Jahr eingeplant werden muss. Dazu braucht man jede Menge theoretisches Wissen. Sowohl die Lehrkräfte als auch die Schülerinnen und Schüler müssen sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen einer Schülerfirma und denen der Essensversorgung auseinandersetzen sowie zu Hygienebestimmungen schulen lassen. „Im Lehrerkollegium muss abgestimmt werden, wie eine Schülerfirma organisatorisch und zeitlich in das Schulgefüge und in den Schulalltag passt“, sagt Christina Fritz, die GTA-Kursleiterin, die die Schülerfirma betreut. In Lengenfeld wurde die Schülerfirma als Ganztagsangebot (GTA) integriert. Eine Küche war bereits vorhanden, aber die Räume der Cafeteria wurden zu dieser Zeit als Garderobe benutzt und wurden daher wieder für ihre ursprüngliche Funktion umgestaltet.

Förderung und Unterstützung von vielen Seiten

Des Weiteren war die Suche von Förderern des Vorhabens ein wichtiger Prozess. Die Stadt Lengenfeld unterstützte die Schülerfirma finanziell und die Partnerfirma der Schule „KOBRA Formen GmbH“ unterstützte sowohl mit einem Startkapital als auch inhaltlich durch das Knowhow aus ihrer eigenen Betriebskantine. Die Sparkasse stellte ein kostenloses Konto zur Verfügung. So wurden gute Startbedingungen für die Schülerfirma geschaffen.

Die Gründung: New 1906

Nach Abstimmung von Logo und Namen durch die Schülerschaft ging „New 1906“ im November 2019 zusammen mit 9 Schülerinnen und Schülern der 7. Klassen als Schülerfirma an den Start. 1906 ist das Gründungsjahr der Schule und „New“ steht für den neuen Schwung, den die Schülerfirma in die Schule bringen soll. In allen Schritten wurden Lehrerkollegium, Schülerrat und Elternvertretung mit einbezogen. Schulleiterin Anke Barth eröffnete die Gründungsfeier mit den Worten „Gründet ein Unternehmen, entwickelt ein Produkt und versucht es zu verkaufen!“.

Und so funktioniert die Schülerfirma

Die Schülerinnen und Schüler übernehmen alle Funktionen und Aufgaben, die auch in einer „richtigen“ Firma besetzt werden. Es gibt eine Geschäftsführung für den kaufmännischen und eine für den Produktionsbereich sowie eine Stellvertretung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Bereiche Marketing, Einkauf und Verkauf und sogar einen Auszubildenden im Bereich Finanzen.

Organigramm von New 1906

 

Die Motive für die Teilnahme an der Schülerfirma sind unterschiedlich. Während manche lernen wollen, wie man Gerichte selbst zubereitet und kocht, interessiert andere vor allem der Bereich Werbung oder Finanzen. Eine Schülerin meinte, sie habe sich schon länger für den Bereich der Gastronomie interessiert und deren verschiedene Aufgabenbereiche. Auch der Einblick, wie ein Unternehmen funktioniert und das Einsetzen für die eigenen Ideen sind spannende Aspekte der Firma. Eine Schülerin sagte, dass es sie freue, ein gesundes Angebot für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler anbieten zu können. Ein Schüler gab zu, dass es ihm ganz besonders gefalle, dass man die Reste dann selbst essen könne. In einigen Punkten sind sich Lehrende und Lernende alle einig: Man lernt immer etwas Neues dazu, die Zusammenarbeit ist gut und es macht jede Menge Spaß.

Natürlich funktioniert nicht gleich alles von Anfang an reibungslos. Die Kalkulation hat sich im Laufe der letzten zwei Jahre verbessert und anfänglich blieben mehr Lebensmittelreste übrig. Das lag auch daran, dass die Werbung zu Beginn nicht so gut funktioniert hat, aber mittlerweile wissen alle Schülerinnen und Schüler, auch die „Neuen“ der 5. Klassen, wo und wann sie ihre Pausenverpflegung kaufen können und haben an den entsprechenden Tagen etwas Geld dabei.

Das Team der Schülerfirma ©Oberschule Lengenfeld

 

Aus ihren Einnahmen konnte die Schülerfirma sich bereits eine Reise nach Dresden ins Hygienemuseum und Hochbeete für den Schulhof leisten.

Das Angebot: Selbstgebackene Brötchen, Wraps und Co

Seitdem bietet „New 1906“ einmal in der Woche in zwei Frühstückspausen verschiedene Snacks an. Es gibt belegte Brötchen und Bagels, Wraps, Eierkuchen oder Kuchen und dazu oft noch ein besonderes Angebot, wie Kartoffelsuppe oder Nudeln mit Soße Bolognese. Die Grundlage für die Auswahl stellte eine Befragung der Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen dar. So wurden schon im Vorfeld die Vorlieben der kleineren und größeren Kunden ermittelt. Alle Gerichte werden in den 90 Minuten des GTA-Kurses zubereitet.

Milchshakes und Wraps ©Oberschule Lengenfeld
Obstspieße ©Oberschule Lengenfeld

Fazit: Der Aufwand lohnt sich

Der zeitliche Aufwand ist höher als für andere GTA-Kurse, sowohl für die Teilnehmenden als auch für die Leitung. Jedoch wird mit diesem Angebot zumindest einmal in der Woche der Bedarf für die Verpflegung in den Frühstückspausen gedeckt.

„Das ist für viele Mitschüler ein Highlight. […] Wir sehen die Schülerfirma als einen Beitrag für ein vielfältiges Schulleben“, sagt Christina Fritz. Sie schätzt den Mehraufwand für die Kursleitung im Vergleich zu anderen Angeboten auf mindestens vier Stunden in der Woche, aber „diese vier Stunden sind unbezahlbar! […] Mir macht es Spaß und ich denke, meinen Schülern auch.“ Außerdem übernehmen die Schüler Verantwortung, werden selbstbewusster und lernen viel für das spätere Berufs- und Privatleben.

Das Fazit einer Schülerin:

Jede Schule sollte eine Schülerfirma haben!“.

Blick nach vorn:

In Zukunft möchte die Schülerfirma ihr Angebot weiter verbessern und erweitern, aber auch noch mehr auf Nachhaltigkeitsaspekte achten. Bereits jetzt werden einige Produkte, wie das Mehl für die selbstgebackenen Brötchen, regional bezogen, aber es gibt noch Entwicklungspotenzial.

Auch die Vermeidung von Plastikverpackungen der gekauften Produkte steht auf der Agenda.

Außerdem hat sich die Schülerfirma gerade erst ein zweites Standbein aufgebaut: die Schülerzeitung „Lessi-Ticker“. Natürlich wird in dieser das Angebot der Pausenverpflegung vorgestellt und Umfragen dazu abgedruckt, aber auch viele andere Themen finden hier Platz. 3 Reporter und 5 Redaktionsmitglieder werden 4-mal im Jahr eine Zeitung mit Interviews, Berichten zu Reisen und besonderen Anlässen sowie Wettbewerben zusammenstellen.

Stand: April 2022

Mehr Beispiele und Startertipps zum Thema Schülerfirma und Pausensnacks gibt es auf der Website der LSJ Sachsen: schuelerfirmen-sachsen.de